Feldgehölze und Hecken.

Waldfragmente und Obstwiesen

Golf gilt als flächenintensiver Sport, dabei werden im Schnitt nur 40 % der gesamten Platzfläche für den Golfsport genutzt. Dagegen ist oftmals bis zu 50 % der Fläche mit Gehölzen bewachsen. Der dritte Beitrag in unserer Reihe „Golf-Wildlife“ behandelt daher die Feldgehölze und Hecken, Waldfragmente und Obstwiesen auf dem Clubgelände. 

Ursprünglich war das Umfeld unseres Platzes überwiegend ackerbaulich genutzt. Hofnah gelegene Obstwiesen und vereinzelte Kopfbaumreihen gliederten die Landschaft nur wenig. Wald, insbesondere der natürlicherweise vorherrschende Buchenwald, war bis auf kleine Reste verschwunden. Der Golfclub hat im Laufe der Jahre viele Tausend Gehölze und Bäume gepflanzt und inzwischen ist der Platz reichhaltig durch Waldinseln, Feldgehölze, alleenartige Baumreihen, Obstwiesen und Hecken gegliedert. 

Viele Gehölzstrukturen sind bereits so alt, dass sie einer intensiven Pflege, also eines Pflege- oder Rückschnittes bedürfen. Diese Notwendigkeit ergibt sich zum einen dann, wenn Bäume und Sträucher zu weit in die Spielbahnen gewachsen sind. Zum anderen sind auch aus ökologischen Aspekten Arbeiten an Einzelbäumen und Feldgehölzen notwendig. Darüber hinaus sind viele Feldgehölze überaltert, sie lichten zunehmend aus und verlieren ihre Funktion als Sichtbarriere zwischen den Spielbahnen. Die Hecke wird mit der Zeit zu einem kleinen Wald und verliert zunehmend an Wert als Lebensraum für Tiere der offenen Landschaftstypen. Umfangreichere Pflegearbeiten an den Gehölzen werden überwiegend im Winter durchgeführt. Dies hat den Vorteil, dass die Gehölze in dieser Zeit nicht im Saft stehen und Schnitte besser vertragen. Darüber hinaus werden weniger Tiere, zum Beispiel brütende Vögel, gestört, als es im Sommerhalbjahr der Fall wäre. 

Die bei der Pflege der Gehölze verwendeten Methoden sind sehr vielfältig. Hecken und Feldgehölze werden klassischerweise „auf den Stock“ gesetzt. Dass heißt, sie werden alle 10-15 Jahre bis auf den Erdboden zurück geschnitten und schlagen dann erneut aus und werden so verjüngt. 

Eine Besonderheit stellt die Pflege der Obstwiesen dar. Jüngere Obstbäume müssen jährlich geschnitten werden, um einen Kronenaufbau des Baumes zu erreichen, der in der Lage ist, auch größere Mengen Obst zu tragen, ohne abzubrechen. Ältere Obstbäume müssen zumindest regelmäßig ausgelichtet werden, um nicht zu vergreisen. Fruchtholz sollte waagerecht wachsen, um eine optimale Wasserversorgung des Obstes zu gewährleisten. Man kann den Obstbaumschnitt ohne Übertreibung als „Wissenschaft für sich“ bezeichnen. 

Eine weitere Besonderheit stellen so genannte Kopfbäume dar. In der Regel sind dies Weiden, es kommen jedoch auch andere Arten, wie die Linde oder die Esche als Kopfbäume vor. Früher wurden Kopfbäume regelmäßig geschnitten, um Weidentriebe für Weidenflechtwerk oder Körbe zu gewinnen. Heute ist es mehr der ästhetische Aspekt und der Wert als Lebensraum für seltene Tiere, wie den Steinkauz, der den regelmäßigen Rückschnitt der Kopfbäume notwendig macht. Der regelmäßige Schnitt ist notwendig, da die Bäume auseinander brechen können, wenn einzelne Äste zu alt und dementsprechend zu dick werden. 

Einzelbäume und Alleen werden aufgeastet oder beigeschnitten. 

Das Schnittgut der Hecken und selbst das Stammholz gefällter Bäume kann wiederum ökologisch eingesetzt werden.

Überalterte Hecke auf der Bahn 16 auf dem West.
Überalterte Hecke auf der Bahn 16 auf dem West.
Holzstapel
Holzstapel sind wichtige Lebensräume für viele Tierarten
ESCHE
Alte Weg-Esche an der Bahn 12 der Ostplatzes, ein Kopfbaum, der regelmäßig geschnitten werden muss

Stammholz wird in der Regel zu Stapeln aufgeschichtet. Diese Holzstapel dienen vielen Tierarten als Lebensraum. Kröten und Frösche nutzen die größere Feuchte im Innern als Tagesversteck, Mäuse legen ihre Nester an. Bodenbrütende Vögel, wie das Rotkehlchen finden einen Platz für ihr Nest. Darüber hinaus bietet ein Holzstapel einem Heer an Insektenarten Nahrung und Unterschlupf. Die Larven vieler Käferarten, darunter der beeindruckende Nashornkäfer, leben in verrottendem Holz.   Astwerk und Zweige der Gehölze können zu einer so genannten Benjes-Hecke aufgeschichtet werden. „Eine Hecke zieht Tiere an wie ein Magnet, sie ist der Finger an der Hand des Waldes.“ so Heinrich Benjes, der mit seinem Bruder Hermann die nach ihnen benannte Benjes-Hecke entwickelte. Dabei ging die Benjes-Hecke aus einer ganz simplen Idee hervor, einen kostengünstigen Wind- und Verbissschutz für neu angepflanzte Büsche und Bäume zu finden. Da entstand der Gedanke, einfach Gestrüpp und trockenes Geäst zu einem Wall aufzuschichten – die Benjes-Hecke war geboren. Im Schutze dieses Walles können nun Jungpflanzen unter anderem von Holunder, Schlehe oder Heckenrose windgeschützt und ausreichend mit Feuchtigkeit versehen aufwachsen. Mit den Jahren wird aus dem Schutzwall dann eine Hecke.   

Die Waldfragmente auf dem Golfplatz bedürfen kaum einer Pflege. Nur wenn Stämme oder größere Äste auf eine Spielbahn fallen, werden sie entfernt. Ansonsten werden die Wälder in der Regel sich selbst überlassen. Für einzelne Standorte, wie der Erlenwald zwischen den Bahnen 7 und 11 auf dem Ostplatz, bestehen Überlegungen, den Beständen durch gezielte Auslichtung die Möglichkeit zur Naturverjüngung zu geben.  

Die Entwicklung der Gehölzbestände auf dem Clubgelände gehört inzwischen zum Alltagsgeschäft der Platzpflege. Jedes Jahr werden hunderte neuer Heckenpflanzen und Bäume gepflanzt und viele Bereiche werden durchforstet, aufgeastet oder verjüngt. Hierdurch trägt unser Club nachhaltig zur Pflege und Entwicklung der Landschaft des Golfplatzgeländes bei.

Dr. Gerd W. Thörner
und Dipl.-Geogr. Tobias Krause

Golf Wildlife Archiv: