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Bemerkenswerte Pflanzen an der Driving Range.

Am Rande der Driving Range des Golfclubs Hubbelrath kommen zwei besondere Pflanzenarten vor, welche die meisten Golfspieler und Platzbesucher vermutlich bislang nicht bewusst wahrgenommen haben, und die im Folgenden einmal vorgestellt werden sollen:

Der Blaurote Steinsame Lithospermum purpurocaeruleum (Synonym Buglossoides purpurocaerulea) wächst in der Nähe des Weges an der alten Abschlaghütte halb unter Gebüsch versteckt. Der Bestand umfasst nur wenige Quadratmeter. Im Mai entwickelt die Pflanze ihre auffälligen Blüten, die einen interessanten Farbwechsel zeigen. Während die Knospen und die jungen Blüten rot sind, nehmen die voll geöffneten Blüten eine tiefblaue Farbe an. Der Grund dafür ist eine Verschiebung des pH-Wertes im Zellsaft der Blüten von sauer nach basisch, welche den Farbumschlag bewirkt, ähnlich wie man es von Lackmuspapier aus dem Chemieunterricht kennt. Diese Änderung der Blütenfarbe ist für den ersten Teil des deutschen Namens verantwortlich. Die Bezeichnung Steinsame (= Lithospermum) rührt von den steinharten, elfenbeinfarben glänzenden Früchten her, die besonders im Spätsommer auffallen, wenn die Pflanze zu welken und zu vertrocknen beginnt. Die meiste Zeit des Jahres ist die Pflanze jedoch eher unscheinbar, und wohl nur der aufmerksame Beobachter bemerkt die rau behaarten Blätter, welche die Zugehörigkeit der Art zur Familie der Raublattgewächse verraten. In diese Verwandtschaft gehören z. B. auch Vergissmeinnicht, Ochsenzunge, Borretsch und Beinwell, deren Familienzugehörigkeit man durch Anfassen der behaarten Blätter erkennt, die sich ähnlich rau anfühlen wie die Zunge eines Rindes. Der Blaurote Steinsame wird auch als Zierpflanze kultiviert, ist im Bereich der Driving Range jedoch augenscheinlich nicht angepflanzt. Laut Roter Liste sind die Wild-vorkommen des Blauroten Steinsamens im Süderbergland, zu dem auch das Gelände des Golfplatzes zählt, ebenso wie in ganz NRW gefährdet (Gefährdungskategorie 3). Als Standort bevorzugt die Art lichtreiche Wälder und Gebüsche im Berg- und Hügelland. Von den geplanten Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen der Driving Range in unmittelbarer Nachbarschaft wird der Wuchsort des Blauroten Steinsamens verschont und bleibt erhalten.

Blüten des Blauroten Steinsamens
Blüten des Blauroten Steinsamens Lithospermum purpurocaeruleum sind zunächst rot.
Blüten des Blauroten Steinsamens
Später färben sich die Blüten kornblumenblau.
Das Gefleckte Lachenal-Habichtskraut Hieracium lachenalii ssp. perscissiforme kommt weltweit nur in Teilen Hessens und NRWs vor

Das Gefleckte Lachenal-Habichtskraut Hieracium lachenalii ssp. perscissiforme kommt weltweit nur in Teilen Hessens und NRWs vor. Ebenfalls in der Nähe der Driving Range kommt im Bereich des Parkplatzes am Fuß einer alten Buche das Gefleckte Lachenal-Habichtskraut Hieracium lachenalii ssp. perscissiforme vor. Es handelt sich um einen im Juli gelb blühenden Korbblütler mit hübschen braunroten Flecken auf den Blättern. Die Pflanze ist ein sogenannter Endemit, das heißt ihr weltweites Verbreitungsgebiet ist auf ein eng be-grenztes Areal beschränkt. In unserem Fall kommt diese Unterart in Deutschland nur in Hessen und im nordrhein-westfälischen Süderbergland vor. Daher besteht laut Roter Liste eine weltweite Ver-antwortlichkeit Deutschlands für ihren Schutz und Erhalt. Am Fundort in Hubbelrath wurde der Bestand vor mechanischer Beschädigung durch Fahrzeuge geschützt, indem große Steine rings um das ca. 1,5 m² große Vorkommen gelegt wurden. Insgesamt gibt es sehr viele verschiedene gelb blühende Arten aus der Familie der Korbblütler, die auf den ersten Blick alle ziemlich ähnlich aussehen und daher als schwer zu bestimmende Gruppe gelten. Dies gilt insbesondere für die Habichtskräuter. Innerhalb dieser Gattung finden besonders deutliche evolutive Prozesse statt, das heißt es werden zahlreiche Arten und Unterarten neu gebildet, die durch Hybridisierung oder durch Mutationen bei ungeschlechtlicher Fortpflanzung entstehen. Daher ist ihre Identifizierung ein Fall für Spezialisten. Die Bestimmung des Hubbelrather Vorkommens erfolgte durch den deutschlandweit wohl besten Kenner dieser Gattung, Herrn Dr. G. Gottschlich aus Tübingen, dem für seine Hilfe herzlich gedankt sei. 

Von den geplanten Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen der Driving Range wird das Vorkommen des Gefleckten Lachenal-Habichtskrautes nicht tangiert werden, so dass der interessierte Beobachter sich an dieser bemerkenswerten Pflanze genauso wie am Blauroten Steinsamen auch in Zukunft weiter erfreuen kann.

Dr. Ulf Schmitz

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